Gehaltsangabe in der Bewerbung Ja? Nein?

Soll ich den Gehaltswunsch direkt geradeaus mit meinen Bewerbungsunterlagen angeben? Oder vergebe ich mir damit eventuell Chancen? 

Die Frage nach der "Gehaltsangabe in der Bewerbung - ja oder nein?"  bekomme ich sehr, sehr häufig gestellt.

Dabei ist die Antwort darauf eigentlich ganz einfach:

Ein Gehaltswunsch soll nur im Anschreiben kommuniziert werden, wenn danach gefragt wird. 

(Sonst gehören Gehaltsverhandlungen besser ins Vorstellungsgespräch – und auch erst dann, wenn der potentielle neue Arbeitgeber die Sprache darauf bringt. Nicht vorher!)
Ist die Gehaltsangabe im Stellenangebot gefordert, so ist die Angabe Ihres Gehaltswunschs ein MUSS!

Ok, vielleicht wollten Sie das jetzt nicht soo deutlich hören und hatten die Hoffnung doch noch irgendwie um die Gehaltsangabe im Anschreiben „herumzukommen“?

Der Satz „Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen unter Angabe der Gehaltsvorstellung an...“ bereitet vielen Bewerbern Kopfschmerzen. Ich weiß das. Am liebsten würde man so tun, als hätte man es nicht gelesen. Stimmt’s? 😉

Dabei gilt es zu bedenken:

Ihre wichtigste Aufgabe als Assistenz ist die Entlastung Ihres künftigen Chefs – entlasten Sie ihn oder sein HR-Team bereits mit Ihrer professionellen Bewerbung, indem Sie auf ALLE in der Anzeige geforderten Punkte eingehen und so unnötige Nachfragen vermeiden! (Wobei eine Nachfrage ja noch toll wäre - in der Regel landet Ihr Bewerbung jedoch gleich auf dem Absage-Stapel, da diese ohne die gewünschte Gehaltsangabe nicht vollständig ist.)

Steht also in der Stellenanzeige, dass Sie Ihre Gehaltsvorstellung nennen sollen? Dann tun Sie es bitte. Schreiben Sie KEINESFALLS: „Meinen Gehaltswunsch würde ich gerne im persönlichen Gespräch mit Ihnen erörtern.“ 👎

Ich verrate Ihnen auch warum:

Was denken wir Personaler, wenn Sie, liebe Bewerberin, trotz Aufforderung Ihre Gehaltsvorstellungen nicht preisgeben? 

   Hat die Bewerberin die Stellenanzeige nicht richtig gelesen?

   👉   : Oberflächlich agierende Assistentinnen kann kein Chef gebrauchen!

   Hält sich die Bewerberin nicht gerne an Vorgaben?

  👉    :  Sie bewerben sich als Assistenz d.h. Ihr zukünftiger Chef möchte, dass Sie in Zukunft seinen Anweisungen folgen und bestimmte Dinge für ihn erledigen.

   Kennt die Bewerberin nicht die branchenüblichen Gehälter?

  👉     : Wird schnell als Inkompetenz (fehlende Mühe und/oder Research-Erfahrung) angesehen!

  Will die Bewerberin nicht mit offenen Karten spielen, sondern pokern?

 👉     : Zu frühes Taktieren macht unsympathisch!

Steht die Kandidatin nicht zu Ihrer Gehaltsvorstellung?

 👉    : Dies spricht für mangelndes Selbstbewusstsein und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Dabei muss eine gute Assistenz doch hin und wieder auch mal recht resolut auftreten können und ein gewisses Standing mitbringen. Ein Mäuschen kann schließlich schlecht als „Gatekeeper“ für den Chef agieren.

Ok- Das wäre nun also geklärt.😎  Sie wissen jetzt, ob Sie Ihre Gehaltsvorstellung in der Bewerbung angeben müssen oder nicht.

 

Was wird alles in die Gehaltsangabe eingerechnet?

  •       12 Bruttomonatsgehälter
  •       Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld
  •       Vermögenswirksame Leistungen
  •       Dienstwagen
  •       Versicherungen
  •       Rabatte, Gratifikationen
  •       Sonstiges (z.B. Handy zur privaten Nutzung, Abo fürs Fitness-Studio,      Mitarbeiter Kantine etc.)

Übrigens: Es gehört nur die ermittelte brutto Jahresendsumme ins Anschreiben – Monatsgehälter oder einzelne Lohnkomponenten werden niemals aufgeführt.

Welches Gehalt kann ich verlangen?

Welches Gehalt ist angemessen? Wieviel Geld kann ich verlangen? Was soll ich angeben? Auf diese Fragen sollten Sie sich gut vorbereiten. Und das bedeutet, dass Sie Ihre Hausaufgaben machen müssen. Dies ist ein kritischer erster Schritt.

Kommunizieren Sie niemals Ihren Gehaltswunsch, ohne vorherige Recherche!

 (Natürlich ist auch ein bisschen Zocken ist erlaubt – aber bitte mit Augenmaß. 😇 )

Assistentinnen mit Berufserfahrung im Office Management können sich gut an ihrem aktuellen Gehalt orientieren. Bewerberinnen, die eine neue Herausforderung in einem anderen Bereich suchen (Quereinsteigerinnen), haben es da wesentlich schwerer, ihre Gehaltshöhe zu definieren.

In der Vergangenheit (vor Corona) waren Gehaltssprünge zwischen 10 % und 20 %  beim Jobwechsel einer Assistenz keine Seltenheit. Diese Gehaltssprünge sind in der aktuell wirtschaftlich unsicheren Zeit mit gleichzeitig vermehrten Bewerbern pro Stelle deutlich schwieriger durchzusetzen – aber nicht unmöglich. Voraussetzung ist, dass Sie sich extrem gut vorbereiten und sich richtig "verkaufen" können.

Es gibt eine Vielzahl von Gehaltsumfragen und -rechnern, einschließlich branchenspezifischer und geografischer Ressourcen, die online verfügbar sind.  Nutzen Sie diese Quellen für die grobe Ermittlung Ihres Gehaltswunsches. Lesen Sie passende aktuelle Artikel wie z.B.

Was verdient eine Assistenz der Geschäftsführung 2020?

Weitere, individuelle Aspekte die in Ihre Gehaltsvorstellung einfließen sind:

  • Ihre Ausbildung
  • Die Branche
  • Der Standort (In diesen 5 Städten verdienen Fach- und Führungskräfte aktuell am meisten:(Quelle Gehaltsreport von Stepstone 2019)
  1. Frankfurt am Main
  2. München
  3. Stuttgart
  4. Düsseldorf
  5. Darmstadt 
  • Die Firmengröße
  • Ihre Weiterbildungen und zusätzliche Qualifikationen

Sowie

  • Ihre strategischen Karriereentscheidungen

(Wer von mir schon gecoacht wurde weiß unter anderem, dass das Durchsetzen einer höheren Gehaltsvorstellung bereits bei der richtigen Erstellung der Bewerbungsunterlagen (insbesondere des CVs) beginnt! Die Bewerbungsunterlagen sind Ihr Fundament für jeden weiteren Schritt auf dem Weg zum neuen Job! Wenn Sie hier zeigen, dass Sie von allen Bewerben die am besten passende Kandidatin sind, ist die Einladung zum Bewerbungsgespräch trotz höherer Gehaltsvorstellung kein Problem. Versprochen! 😎 )

Wie sollen Sie Ihre Gehaltsangabe formulieren?

Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht und sind auf einen Betrag gekommen? 💰 🎉Wunderbar, dann können Sie diese Beispiele bzw. Vorlage für Ihre Gehaltsvorstellung im Anschreiben verwenden:

 

✏    Meine Gehaltsvorstellungen liegen bei ++.+++ Euro brutto im Jahr.

✏    Ein Bruttojahresgehalt in Höhe von ++.+++ Euro entspricht meinen
        Vorstellungen.

✏    Ein Bruttojahresgehalt in Höhe von ++.+++ erachte ich für angemessen.

✏    Mein aktuelles Bruttojahresgehalt liegt bei ++.+++ Euro.

 

Mein Tipp:

Wenn Sie aufgefordert werden, die Gehaltsanforderungen anzugeben, können Sie auch eine Gehaltsspanne anstelle eines bestimmten Betrags angeben. Diese Art der Antwort gibt Ihnen eine gewisse Flexibilität. Stellen Sie bei der Angabe eines Gehaltsbereichs sicher, dass dieser realistisch und nicht zu groß ist: Schreiben Sie nicht € 40.000 – 50.000 brutto p.a. Diese Spanne wäre zu groß, denn da reden wir von 25% 😜. Sie sollten eher eine Spanne von c.a. 5-10 % nennen.

Als unteren Wert sollten Sie Ihr Wunschgehalt nennen, da Sie davon ausgehen müssen, dass im Zweifel der niedrigere Wert auch genommen wird.

Schließlich müssen Firmen wirtschaften und die endgültige Gehaltsverhandlung findet ohnehin erst im Vorstellungsgespräch statt. Die Gehaltsvorstellung im Anschreiben dient den Unternehmen lediglich dazu, Bewerber auszusortieren, die absolut nicht ins Gehaltsgefüge passen. Das spart Zeit und Geld.  Der in der Bewerbung genannte Betrag dient als Verhandlungsbasis, die jedoch als gesetzte Orientierung gilt.

Formulierungsbeispiele für Ihren Gehaltswunsch mit Verhandlungsbereitschaft:

✏    Meine Gehaltsvorstellungen für ein Bruttojahresgehalt liegen im Bereich

        von ++.+++.

✏    Meine Gehaltsvorstellungen liegen zwischen ++.+++ Euro und ++.+++
        Euro brutto im Jahr.

Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, dass Sie Ihren Gehaltswunsch auch begründen (Vorsicht: nur begründen, nicht rechtfertigen! Ich persönlich halte eine Begründung für total überflüssig- aber für den Fall, dass Sie sich damit wohler fühlen. )

Beispiele für Ihren Gehaltswunsch mit Begründung:

✏    Aufgrund meiner speziellen Kenntnisse im Bereich xy halte ich ein
        jährliches Bruttogehalt für angemessen.

✏    Meinen Qualifikationen xy entsprechend halte ich ein Jahresbruttogehalt
        in Höhe von ++.++++ für angemessen. Weitere Details würde ich gerne in einem persönlichen Gespräch besprechen.

Übrigens: Teilzeitkräfte sollten unbedingt neben ihren Gehaltsvorstellungen auch die dazugehörige Wochenstundenzahl angeben, damit die Relation ersichtlich ist. (Wird sehr gerne vergessen! 😉 )

Noch ein Tipp zum Schluss:

Machen Sie Ihre Hausaufgaben auch dann rechtzeitig, wenn Sie sich ohne Gehaltsvorstellung im Anschreiben auf eine Stelle beworben haben. Rechnen Sie damit, dass Sie spontan angerufen werden und im Telefoninterview nach Ihrem Gehaltswunsch gefragt werden. Ein Bewerber, der dann erst noch lange überlegt macht keinen kompetenten, selbstbewussten und vorbereiteten Eindruck!

Möglicherweise werden Sie auch nach Ihrem aktuellen bzw. letzten Gehalt gefragt....

Die Frage nach dem aktuellen Gehalt

Wie antworte ich auf die Frage nach dem aktuellen Gehalt am besten? Auch diese Frage bekomme ich in meiner Tätigkeit als Personalvermittler und Karrierecoach für Assistenzpositionen häufig gestellt.

Es stimmt. Wir Recruiter fragen gerne nach Ihrem aktuellen bzw. oder früheren Gehalt.

Was nun, wenn Sie in Ihrem letzten Job (zu) schlecht bezahlt wurden? Wie sollen Sie dann Ihren Wunsch nach einem so hohen Gehaltssprung erklären?

In diesem Fall ist es am besten, das Gespräch immer auf Ihre Fähigkeiten und den Mehrwert zu lenken, den Sie für die neue Rolle mitbringen, und nicht auf das, was Sie bei anderen Jobs bezahlt bekommen haben

(Anmerkung: Sie müssen auf die Frage nach Ihrem aktuellen Gehalt übrigens auch gar nicht antworten, da es für den neuen Job unerheblich ist, was Sie verdient haben. Darauf hinzuweisen, ist zwar eine Option, wird aber vermutlich dafür sorgen, dass Sie sich selbst aus dem Rennen werfen, selbst wenn Ihre Chancen bis dahin vielleicht gar nicht so schlecht standen.)

Wenn Sie also nach Ihrem aktuellen und letzten Gehalt gefragt werden, seien Sie im Zweifel lieber ehrlich. Die Feststellung, dass Sie die Zahlen geschönt haben, kann nämlich zum Verlust des Stellenangebots oder zur Kündigung führen, wenn die Lüge ans Licht kommt.....

Entscheidend ist also, dass Sie Ihren Marktwert kennen und wie Sie sich verkaufen und argumentieren.

Denken Sie daran, dass Sie entsprechende Argumente parat haben, um darlegen zu können, warum Ihr bisheriges Gehalt zu gering war.

Hier ein Formulierungsbeispiel, wie Sie auf die Frage nach Ihrem aktuellen Gehalt antworten können:

Beispiel Argumentation Gehalt

 „Mein aktuelles Gehalt liegt bei 35.000 Euro, allerdings denke ich, dass es kein guter Vergleichswert für meine Leistungen ist. Ich habe mich damals leider unter Wert verkauft, da es sich um meinen ersten Assistenz-Job handelte und mir die entsprechende Erfahrung fehlte. Zusätzlich habe ich in den letzten Jahren meine Fähigkeiten in xy erweitert und eine Weiterbildung in z erfolgreich absolviert, weshalb ich mir ein Gehalt zu marktüblichen Konditionen zwischen 38.000 und 40.500 Euro vorstelle.“

So - und jetzt sind Sie dran! 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Jobsuche und natürlich, dass Sie bald verdienen, was Sie verdienen 😉

Ihre

Constanze Wiedermann

 P.S. Hier sind noch einige andere Quellen, die für Sie interessant sein könnten:

So klappts mit der Gehaltserhöhung (Corona Update)

Verhandeln im Job - so gehts!

Sie möchten mehr Gehalt, wissen aber nicht, was genau Sie zu Ihrem Chef sagen sollen? Kein Problem mit unserer "Wort-für Wort" Vorlage.

 


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